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Mit der Ausstellung Nuevos Ricos referiert Carlos Amorales (geboren in Mexico City, 1970) auf das von ihm gemeinsam mit Julian Léde ins Leben gerufene künstlerische Projekt und Plattenlabel gleichen Namens. 2003 gegründet, mit dem sowohl idealistischen als auch ironischen Ziel der Bildung einer jungen Subkultur, findet das Projekt Nuevos Ricos mit der Ausstellung von Carlos Amorales in der Kunsthalle Fridericianum seinen Abschluss.

Aus der kritischen Haltung des Underground heraus agierend, injizierten Nuevos Ricos störende, ausgefallene Ideen in den Showbiz-Mainstream. Das Label selbst, seine Musik, Kunst und sein Grafikdesign setzten sie ein, um Radikalität mit einem ironischen Mix der antagonistischen Sprachen von Pop und Alternative zu "institutionalisieren" und damit das kulturelle Vakuum auszufüllen, das die in unserem Jahrzehnt dominante neoliberale Ideologie erzeugt hat. Als kulturelle Bewegung zielten Nuevos Ricos auf eine Destabilisierung des Establishments ab.

Nuevos Ricos startete mit einem Manifest und entwickelte ein Arbeitsmodell, das den herkömmlichen Regeln des Musikbusiness entgegensteht. Das Manifest basierte auf dem Konzept, Musik frei in Form individueller (persönlich oder per Internet gemachter) Geschenke zu verbreiten, und schloss die übliche Kooperation mit Marken als Sponsoren aus, um nicht zu einem unterschwelligen Medium der Werbung zu werden. Zur Sicherung ihrer Existenz nutzten Nuevos Ricos erstens die Finanzierungsmöglichkeiten des Kunstbetriebs, um Merchandising-Artikel zum Verkauf bei Konzerten herzustellen, und zweitens am Schwarzmarkt entstandene Raubkopien, indem sie mit veränderten, auf der Straße gehandelten Raubkopien von Bildern weitere Artikel herstellten und von EMI Music in Geschäften vermarkten ließen.

Die Kasseler Ausstellung markiert den Abschluss dieses Projekts. Sie gibt einen Überblick über seine chronologische Dokumentation und vergleicht das offizielle Nuevos Ricos Franchise mit der 2006 von Victor Albarracín und Lorena Espitia im El Bodegón in Bogotá realisierten illegalen Kopie, dem Nuevos Ricos Pirate Franchise. Das Projekt reflektieren auch drei neue Werke in der Ausstellung: eine Wandarbeit in der Rotunde, deren Grafik Carlos Amorales aus seinem digitalen Bildarchiv Liquid Archive, generiert hat, eine Bodenmalerei, die im Maßstab 1:1 ein Diagramm zur Veranstaltung eines Rockkonzerts samt der Bands, Besucher/innen und Security symbolisiert und eine als Druck realisierte Reproduktion der Installation Germania, die Hans Haacke für den Deutschen Pavillon der Venedig Biennale 1993 schuf.


www.nuevosricos.com
www.myspace.com/nuevosricos
 

Carlos Amorales


Carlos Amorales wurde 1970 in Mexico City geboren, wo er auch heute lebt und arbeitet. Er studierte von 1992 bis 1996 an der Gerrit Rietveld Akademie und an der Rijksakademie in Amsterdam.

Zu seinen zahlreichen Einzelausstellungen zählen Discarded Spider Webs im Contemporary Arts Center in Cincinatti, Dark Mirror im Irish Museum of Modern Art, Dublin (beide 2008), Spider Galaxy im Museo Tamayo in Mexico City (2007), Why Fear The Future? im Museo Universitario de Ciencias y Arte in Mexico City, im Museo de Arte Latinoamericamo de Buenos Aires (2006) und im Casa de America in Madrid (2005). Zudem ist Amorales durch seine zahlreichen Performances, vor allem Amorales vs. Amorales in den späten 90er Jahren, und durch sein Musikprojekt und Plattenlabel Nuevos Ricos bekannt, das er 2003 gemeinsam mit Julian Léde gründete.

Zu den zahlreichen renommierten Gruppenausstellungen, an denen er teilgenommen hat, gehören die 5. Internationale Media Art Biennale in Seoul (2008), New Perspectives in Latin American Art. 1930-2006: Selections from a Decade of Acquisitions im MoMA, New York (2007), In The Air: Projections Of Mexico. im Guggenheim New York (2005), der von Rein Wolfs kuratierte niederländische Pavillon der 50. Venedig Biennale We are the world 2003, die 2. Berlin Biennale 2001, die 1. Tirana Biennale 2001 und die Ausstellung Peace im Zürcher Migros Museum 1999.


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