Mit dem Projekt Scherben bringen Glück lädt die Kunsthalle Fridericianum den Berliner Konzept- und Performancekünstler Daniel Knorr (geboren in Bukarest, 1968) zu einer vierwöchigen performativen Soloshow ein.
Im Zentrum der künstlerischen Praxis von Daniel Knorr steht der Begriff der Materialisierung. Performance und Alltagsleben sowie öffentlicher und privater Raum und die Beziehungen zwischen Künstler und Publikum sind die signifikanten Aspekte seiner Arbeit. Dem Prinzip der Konzeptkunst folgend, spielt Daniel Knorr mit dem Moment der Materialisierung von Kunst und stellt diese auf unterschiedlichen Ebenen in Frage. Der Gedanke, die Idee, das Gefühl aber auch Identität, Sprache und Text tragen zur Realisierung seiner Kunst bei.
2005 vertrat Daniel Knorr den rumänischen Pavillon auf der Venedig Biennale mit einem „Anti-Konzept“ und ließ den Ausstellungsraum leer. Einzig sichtbar waren die zurückgebliebenen Spuren der vergangenen Nutzung und der Zeit. Mit dem Projekt European Influenza machte er im Jahr der Vertragsunterzeichnung und zwei Jahre vor dem tatsächlichen Beitritt Rumäniens in die EU auf die Konflikte aufmerksam, die dieses politisch und historisch bedeutsame Ereignis hervorrief. Begleitet wurde die Ausstellung von einem Reader, herausgegeben von Marius Babias, mit Essays von Boris Buden, Bojana Pejic, Piotr Piotrowski und Dan Perjovschi, den er kostenfrei an die Besucher verteilte.
Bei der diesjährigen Berlin Biennale hinterfragte Knorr mit der Arbeit Nationalgalerie die deutsche Geschichte und den Nationalbegriff, indem er alle Fahnen der 58 in Berlin ansässigen studentischen Burschenschaften als „Fahnenfries“ am Dach der Neuen Nationalgalerie wehen ließ. Sein Beitrag zur Manifesta 7 in Südtirol bestand in dem Entfernen aller Türen eines der Ausstellungsorte in Rovereto, so dass die ausgestellten Kunstwerke täglich für 24 Stunden zugänglich waren. Die Reaktionen auf dieses Projekt wurden in Form von Beilagen der lokalen Tageszeitung sowie in Kooperation mit einem rumänischen Periodikum dokumentiert und diskutiert. Als Teilnehmer der Quadriennale U-TURN in Kopenhagen sorgte Daniel Knorr diesen Herbst mit Stolen History - einer Intervention im öffentlichen Raum – für Aufsehen, als er die Köpfe der öffentlichen Skulpturen und Denkmäler der Stadt unter einer schwarzen Tarnmaske versteckte.
Im Fridericianum wird Daniel Knorr sein performatives Projekt Scherben bringen Glück präsentieren. Dies beinhaltet nicht nur die Entstehung der Skulptur City Pills, sondern auch eine über den gesamten Zeitraum der Ausstellung fortlaufende Produktion von Brillen aus Altglasscherben. Mit der Perspektive auf den Begriff der Materialisierung ist es sein Anliegen, eine Sichtbarmachung von Geschichte zu bewirken und Assoziationen zu unterschiedlichen Ebenen unserer Kultur oder Nicht-Kultur hervorzurufen. Scherben bringen Glück ist aber auch eine Übung im Sehen und thematisiert das globale Ungleichgewicht.