PERFORMATIV
Jíri Kovanda, November 18, 1976, Václavské nàméstí, Prague
In der Kunsthalle Fridericianum bietet sich die Möglichkeit, abseits von Führungen die diskursiven Bedingungen des Ausstellungsraumes zu erforschen. Wissenschaftliche Neugier an der Kunst und ihren Gesetzen, spielerische Leichtigkeit und politische Schärfe treffen sich in einer Grauzone.
Es liegt in der Natur der Führung, der Performance und der Ansprache ein gemeinsames Moment. Die Körper bewegen sich im Raum, die Menschen setzen sich in Beziehung zueinander und zu den Objekten. Die Suche nach der Unsichtbarkeit kann dabei ebenso zur Hinterfragung der Norm führen wie die sichtbare Brechung von Codes.
Ausgehend von den Ausstellungen zeitgenössischer, künstlerischer Positionen werden sich Vermittlungsformate im Ausstellungsraum ereignen, die sich als solche nicht zu erkennen geben. Nur eine Spur von Vermittlung, eine die jegliche Konzepte von Authentizität subvertiert und die künstlerischen Setzungen aufnimmt und performativ weiterdenkt.
Eine weiteres inhaltliches Interesse besteht am Format der Führung, dem performativen Akt des Sprechens vor der künstlerischen Arbeit und dem Wissenstransfer zwischen Besucher/innen und jenen die die Kunst vermitteln. Wie verhält sich der Körper zur Kunst und zum Anderen? Welche Formate von Kritik und Interpretation lassen sich im Genre der Performance entwickeln?
Performative Interventionen
Einwände, Kommentare und Unterbrechungen möchte eine Gruppe von Performer/innen und Student/innen unter der Leitung von Sandra Ortmann durch performative Vermittlungsformate in die Räume der Kunsthalle Fridericianum tragen.
Die Ergebnisse der Auseinandersetzungen in den aktuellen Ausstellungen präsentieren wir unter dem Titel InsideOut Vermittlung Performative Interventionen jeweils zum Ende der Ausstellungslaufzeit dem Publikum.
Die Performativen Interventionen zu den Ausstellungen Frühling von Pawel Althamer mit Kasseler Kindern und Fomuška von Micol Assaël wurden am 3. Juli 2009 und während des Symposiums KUNST [auf] FÜHREN am 20. Juli 2009 präsentiert. Der Ausstellung Les sanglots longs von Latifa Echakhch widmete sich eine Performance am 18. Oktober 2009. Am 10. Februar 2010 bespielten und kommentierten Isabell Ertl, Laura Heda, Alexander Henschel, Greta Hoheisel, Juliane Link, Julian Meding, Sandra Ortmann und Maralena Schmidt die Ausstellungen von Carlos Amorales und Navid Nuur.
In der Nacht vom 29. Oktober fanden die Performativen Interventionen in den Ausstellungen BOTH ENDS von Monica Bonvicini und THAT DEATH OF WHICH ONE DOES NOT DIE von Matias Faldbakken statt. Die Kunsthalle war in dieser Nacht kostenlos zugänglich und neben Drinks und elektronischer Musik sorgte die Künstler/innengruppe a7.außeneinsatz aus Hildesheim für neue Sichtweisen auf die Kunst. Die Performer/innen (Judith Boegner, Greta Hoheisel, Juliane Link, Julian Meding, Sandra Ortmann, Maralena Schmidt, Varinka Schreurs, Margret Schütz, Sophia Trollmann) inszenierten Performances im Ausstellungsraum: Besucher/innenbefragungen, Standbilder, interaktive Formate und Lecture Performances. Theoretische Fragen an die Kunst wurden mit Kunstpraxis verbunden: Welches Potential steckt in einem Arbeitshandschuh? Lässt sich das Verhältnis von Kunst, Geschlecht und Architektur auflösen? Sind die Performer/innen eigentlich Frauen oder Männer? Welche Fetische lassen sich auf einer Baustelle finden?
Zu den Performativen Interventionen am 29. Oktober 2010 in der Ausstellung BOTH ENDS von Monica Bonvicini ist in Zusammenarbeit mit der Gruppe a7.außeneinsatz eine Broschüre erschienen. Exemplare können unter vermittlung(at)fridericianum-kassel.de angefordert oder als pdf heruntergeladen werden:
[Download Broschüre 9,7MB]